Menu
Zurück zur Übersicht

24. Februar 2023 | Soziales Engagement

Wie der Ukraine-Krieg das Leben unseres Patenkindes Kira veränderte

Es war eine tödliche Krankheit, die das kleine ukrainische Mädchen Kira zu uns gebracht hat. 2017 hatten Mitarbeiter der CESA in der BZ einen Spendenaufruf gesehen. Darin stand: „Lasst uns die krebskranke Kira (3) retten“, und unter dieser Überschrift schaute ein süßer Fratz mit kurzgeschorenen Haaren und grünen Augen freundlich in die Kamera. Schnell wurde entschieden, diesem Mädchen zu helfen. Sie litt an einer lymphatischen Krebskrankheit und die Ärzte ihrer Heimatstadt in der Ukraine hatten sie als unheilbar aufgegeben. Der Kontakt zu der Hilfsorganisation, die auf Kiras Schicksal aufmerksam gemacht hatte, förderte ernüchternde Zahlen zu Tage. Es gab eine hohe Spendenbereitschaft der BZ-Leser, doch die Kosten der Chemo-Therapie im Vivantes-Klinikum in Berlin-Buch konnten damit nur teilweise abgedeckt werden.

Die CESA-Geschäftsführung entschied sich neben der Geldspende, die Patenschaft für Kira zu übernehmen. Regelmäßige Treffen mit Kira und ihrer Mutter fanden statt und es wurde eine Wohnung für Kira und ihre Mutter gesucht, da abzusehen war, dass die Behandlung Monate dauern würde. Es entstand eine Freundschaft. Die CESA warb bei ihren Partnern ebenfalls um Spenden für Kira. Die Mühen brachten den erhofften Erfolg. Kira konnte die notwendige Therapie bekommen und trotz mehrerer Rückschläge konnte sie, nach einem knappen Jahr in Deutschland, zurück in ihre Heimat fliegen. Mutter Marina war überglücklich, dass ihre einzige Tochter, ihr Wunschkind, „geheilt“ worden war. Sie sagt heute:

Wir waren dreimal zu Nachuntersuchungen in Berlin. Jedes Mal waren die Ärzte mit den Ergebnissen zufrieden, das war sehr beruhigend. Unsere Erleichterung über den positiven Verlauf war sehr groß. Diese Freude lässt sich nicht mit Worten beschreiben.

Zurück in ihrer Heimatstadt Saporischschja in der Südukraine musste Kira die ersten zwei Jahre zu Hause bleiben. Ihr Immunsystem war zu schwach, um wie die anderen Kinder auf Spielplätzen zu toben. 2020 kam sie endlich in die Schule und begann zu tanzen. „Da begann die übliche Kindheit eines glücklichen Kindes,“ erzählt Mutter Marina, die als Grundschullehrerin an der gleichen Schule unterrichtete. Kira musste nur noch einmal im Jahr nach Deutschland zu Nachuntersuchungen. Und alles schien sich gut gefügt zu haben.

Doch dann kam der 24. Februar 2022. Russland marschierte in die Ukraine ein. Kurze Zeit später stand auch Kiras Heimatstadt im Zentrum der Kämpfe. Denn in der Nähe der Stadt Saporischschja steht Europas größtes Atomkraftwerk, das so heißt wie die Stadt. Seitdem hält das russische Militär das Atomkraftwerk besetzt. Als die Kämpfe begannen, floh Kira mit ihrer Mutter und Tante ins Dorf zu den Großeltern. Ihr Vater und ihre Mutter hatten sich in der Zwischenzeit getrennt. Doch auch das Dorf wurde beschossen. Sie flohen wieder zurück in die Stadt. Dann kam der rettende Anruf aus Berlin. Die CESA hatte eine russischsprachige Kollegin gebeten, sich nach Kira und ihrer Familie zu erkundigen. Es stand schnell fest, dass die Familie nach Deutschland kommen sollte. Die CESA-Geschäftsführung würde sie dabei unterstützen. Kira, ihre Mutter und ihre Tante machten sich auf den Weg in Richtung Deutschland. Eine beschwerliche Odyssee unter großer Angst begann: „Die Bahnhöfe waren voll, Tausende Menschen waren auf der Flucht. Am 5. März schafften wir es endlich, in einen Zug zu steigen“, erzählt Kiras Tante Julia.

Sie fuhren dicht zusammengedrängt mit anderen Flüchtenden Richtung Westen. Schweigend und ohne Licht, damit der Zug nicht beschossen wurde. Doch der Zug wurde beschossen und fing Feuer. Sie schafften es zum nächsten Bahnhof. Dann wieder die Suche nach einem Zug, der sie nach Lviv (Kiew) bringen sollte, zwischendrin immer wieder Alarm, eine Nacht auf einem Matratzenlager in einer Kirche, neun Stunden im Schnee und in der Kälte des Fußgängerübergangs an der polnischen Grenze. Doch am Ende erreichten sie Polen und konnten einen Tag später einen Zug nach Berlin nehmen. Am 10. März spät abends kamen sie am Hauptbahnhof in Berlin an, wo Egon und Zeynep Banghard sie in Empfang nahmen. In Berlin können sie sich erst einmal von den Strapazen erholen. „Die CESA hat Kiras Leben zum zweiten Mal gerettet,“ sagt die Mutter von Kira.

 

 

 

Unsere ersten zwei Kriegswochen waren die Hölle. Ich hoffe wirklich, dass diese Erlebnisse aus Kiras Gedächtnis gelöscht werden, ebenso wie die schwierigen Momente in der Behandlung, und dass sie sich nur an die schönen Momente erinnert.

Marina, Kiras Mutter

Die ersten Wochen nach ihrer Ankunft in Berlin verbringen die drei in einer möblierten Wohnung der CESA Charlottenburg. Nach und nach können sie die Formalitäten für einen Aufenthalt in Deutschland erledigen. Im Juni ziehen sie mit Hilfe der CESA in eine Wohnung in Marzahn. Nach den Sommerferien geht Kira in die dritte Klasse.

Es ist nun fast ein Jahr her, dass Kira wieder zurück in Deutschland ist. Diesmal für unbestimmte Zeit. Regelmäßig telefonieren sie und ihre Mutter mit den Großeltern, die im Dorf bei Saporischschja geblieben sind und den Krieg bisher unbeschadet überstanden haben. Sie versuchen trotz der Sorge um ihre Heimat und ihre Liebsten nach vorne zu schauen. Kira hat neue Freunde in Marzahn gewonnen. Manche kommen wie sie aus der Ukraine, andere aus Syrien, Indien und Moldawien. Kiras größter Traum ist, einmal ans Meer zu fahren und dort viel zu baden und tauchen.

 

Zurück zur Übersicht
Zonya Dengi

Öffentlichkeitsarbeit, Presse

Kontakt

Kontaktformular

    * Pflichtfeld

    Ich erkläre mich mit der Datenschutzerklärung einverstanden.*